Ruinen Kradolf-Schönenberg

 ... für unsere schöne Region

Entstehungsgeschichte:

Die Burgruine Last - eine «steinige» Geschichte

Für unsere Region eines der herausragendsten Ereignisse im Jahre 1984 war der Abschluss der zehnjährigen Sicherungsepoche der Burgruine Last oberhalb Schönenberg. Denn so unumstritten wie die Burgruine heute hoch über dem Thurtal ragt, war sie beileibe nicht immer. Der kantonale Denkmalpfleger Jürg Ganz meinte dazu: «Die Burgruine Last ist ein Denkmal im eigentlichen Sinne des Wortes, das beispielhaft zeigt, wie viel mehr der Umgang mit Bauten früherer Jahrhunderte umfasst als nur den Unterhalt von Mauern».

Die Burgruine Last hat vor allem im letzten und in unserem Jahrhundert die Gemüter bewegt. Dass das steinerne Denkmal heute noch steht, und zwar wieder so steht, dass es der Zukunft erhalten bleibt, das ist der Verdienst einiger Idealisten, die den Materialismus in die Schranken zu weisen vermochten. Eine zentrale Figur im Kampf um die Erhaltung der Ruine war Peter Fehr aus Schönenberg. Er schuf die Voraussetzungen für Bewahrung und Sanierung der Last. Das gelungene Resultat seines grossen Einsatzes für eine gute Sache durfte Peter Fehr in begnadeter Weise noch miterleben. Leider sollte es sein letztes Werk auf dieser Welt gewesen sein: Ende November 1984 verstarb er nach längerem Leiden.


Nachdem im November 1961 ein Verein zur Erhaltung der Ruinen Last und Heuberg gegründet worden war, glaubte man, die Existenz der Last gesichert. Doch 1968 kam ein weiterer Schock: Die Liegenschaft mit der grossen Burghügelparzelle wurde an eine Amriswiler Baufirma verkauft, welche ein Gesuch um Kiesausbeutung einreichte. Mehr als 1500 Einwohner der näheren Umgebung unterzeichneten 1970 eine Protesterklärung gegen das Kiesgrubenprojekt. Daraus resultierende Gerichtsverhandlungen schleppten sich über drei Jahre hin und beschäftigten das Bezirksgericht zweimal, das thurgauische Obergericht dreimal und das Bundesgericht einmal. Letzteres bestätigte 1973 das Urteil des Obergerichtes, wonach jegliche Veränderung des Landschaftsbildes auf besagter Parzelle zu unterlassen sei.



Um Anteilscheine abgeben zu können, musste der Verein in eine Genossenschaft umgewandelt werden. 1974 ging die Ruine Last an die Genossenschaft über. Von 1973 bis 1983, also während zehn Jahren wurde der steinerne Turm von einer Handvoll Fachleute unter der Leitung von Paul W. Dünner saniert und teilweise wiederaufgebaut. Über die gesamte Sicherungsepoche verteilt wurden rund 12800 Arbeitsstunden erbracht. Davon benötigten die Einrichtungs-, Unterhalts- und Vorbereitungsarbeiten 2800 Stunden, die Dokumentationen und Vorträge 1500 Stunden, die Transporte und Materialbeschaffung 1800 Stunden, die Sicherungsarbeiten 6700 Stunden.

Einige Zahlen geben vielleicht am besten Aufschluss über die geleistete Arbeit an der Ruine Last: 270 Kubikmeter Mörtel wurden angerührt, 176 Tonnen Steine wurden vermauert und 1189000 Liter Wasser verbraucht. Der Materialtransport erforderte 237 Liter Benzin und Öl und umfasste 2120 Fahrtkilometer. Für Lebensmittel wurden Fr. 18000.— aufgewendet. 700 Tonnen betrug das Gewicht für das gesamte Material.

Die Genossenschaft zur Erhaltung der Ruinen Last und Heuberg hat zum Abschluss der erfolgreichen Sicherungsperiode ein schmuckes, 72 Seiten starkes Büchlein herausgegeben, das in der Druckerei Boretti, Kradolf, für Fr. 20.— bezogen werden kann. Darin wird die Geschichte der Burgruine Last umfassend beleuchtet.

Peter Fehr schrieb in diesem Buch zum Schluss, dass in letzter Zeit viel von einer die Randregion Thurgau erschliessenden SBB-Haupttransversale geschrieben und gemunkelt würde. Sollte das Trassee dieser «rasenden Geisterbahn» gradlinig von Bürglen nach St. Gallen geplant sein, so müsste mit Tunnels und Viadukten unter oder neben den Ruinen Last und Heuberg gerechnet werden.

Die Ruine Last ist aus unserem Landschaftsbild nicht mehr wegzudenken.

Stolz thront die Feste in der Höhe. Durch den Einsatz einiger uneigennütziger Restaurateure blieb ein Wahrzeichen bewahrt, das man heute jedem Neuankömmling mit Stolz zeigt. Der kräftige Mauerstock auf steilem Hügel über bewaldetem Tobel erinnert, mahnt aber auch und dankt vor allem.



von Dr. Jürg Ganz, kant. Denkmalpfleger   

So wenig wir von den Anfängen oder vom Leben in der Burg Schönenberg wissen, so bekannt - und bewegt - ist die Geschichte der Ruine Last im letzten und besonders in unserem Jahrhundert. Die Burgruine ist ein Denkmal im eigentlichen Sinn des Wortes, das beispielhaft zeigt, wie viel mehr der Umgang mit Bauten früherer Jahrhunderte umfasst als nur den Unterhalt von Mauern.
Efeubewachsene Gemäuer über einer tiefen Schlucht verkörpern seit der Romantik - man denke z. B. an Hauffs Ritterroman Lichtenstein - und noch heute Gemütswerte, die ein Gegengewicht zu unserem kopflastig vernünftigen Alltag bilden. Was «nützt» ein alter Steinhaufen, wenn der ihn tragende Hügel Kies und damit Geld bringt? Die Aus-beutung von Natur und Landschaft, ob Last, ob Glarisegg, kennt kaum noch Grenzen. Mehr als eine Generation lang dauerte der Kampf, den das Fähnlein der Sieben Auf-rechten geführt hat gegen Unverstand, nackten Materialismus und Versuchungen niedrigster Art. Die in dieser Schrift mit Namen festgehaltenen Persönlichkeiten setzten sich unermüdlich und gradlinig für die Landschaft, für den Burghügel, für den Lebens- und Atemraum der Burgruine ein. Erst als unser höchstes Gericht den Umgebungs-schutz und damit die unversehrte Erhaltung des Burghügels bestätigt und verankert hatte, konnte die Sanierung der Ruine an die Hand genommen werden. In relativ zur Burggeschichte kurzer Zeit gelang es, den Zerfall zu stoppen, das Mauerwerk zu festigen und so zu ergänzen, dass sich folgende Generationen über die Last freuen können. Auch dieses handfeste und unermüdliche Fähnlein, heute spricht man von Arbeitsgruppe, ist mit Fug und Recht namentlich auf den folgenden Seiten festgehalten.
Alle Beteiligten waren notwendig, um die Not von der Last abzuwenden. Lang war der Weg bis zu diesem Rückblick. Der Ausblick vom Burghügel lässt Schwielen und Schweisstropfen, lässt Kummer und Arger vergessen. Die Burgruine Last zeugt heute dafür, dass einige senkrechte Idealisten den Materialismus in Schranken zu weisen vermögen. Der kräftige Mauerstock auf steilem Hügel über bewaldetem Tobel erinnert, mahnt aber auch und dankt vor allem.